Ancampen in Andalusien
Die ersten Beschwerden, dass wir ja offensichtlich das Blog gar nicht weiterführen. kommen an. Mitnichten! Aber zum einen war in den letzten Wochen ja nicht so viel los, außer Radfahren, zum anderen konnten wir jetzt zum Glück die Campingsaison wieder eröffnen. Deshalb waren wir in der vergangenen Woche gleich viel unterwegs und haben die Büroarbeit ein wenig vernachlässigt. Aber eins nach dem anderen.
Eigentlich wollten wir am Karfreitag schon weiterziehen, aber es gefiel uns dann doch bei Joyana und Christian zu gut, weshalb wir noch bis Ostermontag in der Nähe von Calpe geblieben sind. Wir haben dann bei wechselhaftem Wetter noch ein wenig die Fahrräder bewegt, unter anderem in das traumhafte Val d’Ebo - sehr, sehr schön.
In Calpe selbst waren wir an einem Regentag auch. Der “Felsen von Calpe”, der Ifach, ist zwar beeindruckend, die Uferpromenade aber eher ein Beispiel für schiefgegangenen Massentourismus.
Im nahegelegenen Moreira hat es uns da zumindest ein bißchen besser gefallen - wir fanden gutes Eis und einen Laden, den ich aus der Heimat kenne…
Ostermontag wird dann aber tatsächlich gepackt und wir brechen in Richtung Andalusien auf. Vorbei an Benidorm, das wir nur aus der Ferne sehen - und doch erschreckt bis fasziniert sind von der Hochhausdichte, die hier die Küste “verschönert”. Gelandet sind wir an diesem Tag in Mojácar, etwas nördlich von Almeria. Auch ein reiner Touristenort, aber direkt an der Küste gelegen. Und unser Campingplatz befindet sich in unmittelbarer Strandnähe.
Bei der Ankunft ist das Wetter noch trübe, aber am Morgen strahlt die Sonne. Wir satteln die Räder und fahren nach Süden , eine Runde von gut 60 km durch den Ort Carbonera. “Mittagessen”, nämlich ordentlich Nachtisch und danach noch ein Eis (zumindest für einen von uns…) gibt es in einem kleinen Örtchen am Meer, Agua Amarga. Das Wetter und die Strecke sind ein Traum, allerdings macht uns heftiger Wind in den Bergen ganz schön zu schaffen.
Am nächsten Morgen schaffen wir es gerade noch, nach dem Frühstück alle Sachen zu verstauen, bevor es wie aus Kübeln gießt. Für jemanden, der den Transport von Fahrrädern außen am Auto bis vor kurzem aus Gewissensgründen kategorisch ablehnte, ist es sehr schwer zu ertragen, durch den Rückspiegel zu sehen, wie die guten Stücke dem Regen ausgesetzt sind. Zum Glück haben wir für alle Fenster schwarze Isoliermatten dabei (danke, F & T!), so muss ich das Elend nicht zu lange sehen…
Unser Ziel heute ist Granada. Es geht auf der Autobahn an Almeria vorbei, und es ist kaum zu fassen, was hier mit der tollen Landschaft angestellt wird: Wie eine Mondlandschaft reiht sich ein plastikbedecktes Gewächshaus an das andere, über viele Kilometer. Aber irgendwo muss unser Billig-Gemüse ja produziert werden…
In Granada kommen wir wieder im Regen an, und wir haben Glück, dass wir auf dem kleinen Campingplatz “Reina Isabel” (klare Empfehlung!) noch Platz für zwei Nächte bekommen. Auf Kochen haben wir keine Lust und gehen Essen - in einen hochbewerteten Burgerladen in einem völlig ausgestorbenen Einkaufszentrum in kurzer Entfernung. Sehr surreale Erfahrung.
Besichtigung von Granada am nächsten Tag: Die Sonne scheint, der Bus, der uns - für 1,55 € - in 15 Minuten in die Innenstadt bringt, hält direkt vor der Tür. Läuft! erst heute sehen wir, wie unglaublich die Stadt an der schneebedeckten Sierra Nevada liegt. Sehr beindruckend.
Für den Besuch der Alhambra, der mittelalterlichen Burganlage, Wahrzeichen von Granada, bräuchte es Onlinetickets. Die sind aber kurzfristig nicht mehr zu bekommen. Stattdessen umwandern wir die Anlage und legen in der Stadt etliche Kilometer zurück, bevor wir wieder auf den Platz zurückfahren. Granada liegt toll und hat eine sehr lebendige Atmosphäre - gefällt uns gut.
Und es geht weiter nach Süden, in die Nähe von Málaga. Leider sind wir ja notorisch schlecht vorbereitet, deshalb wissen wir quasi nichts über Picassos Geburtsort. So schlendern wir an einem Samstag völlig unvoreingenommen durch die Stadt, vorbei an vielen tollen Bauten, dem Hafen mit einigen Kreuzfahrtschiffen, der Markthalle und der Stierkampfarena. Wenn die Plakate nicht lügen, haben wir den letzten Stierkampf hier nur um wenige Tage verpasst.
Wir sind uns einig, dass Granada inmitten der beeindruckenden Sierra Nevada den stärkeren Eindruck auf uns gemacht hat, spannender und lebendiger erscheint uns aber Málaga.
Nun kommen wir langsam an den südwestlichsten Punkt unserer Reise: Gibraltar
Wir übernachten kurz vor der Grenze in diesen Teil des Vereinigten Königreichs auf dem Campinplatz Sureuropa.
Von dort sind es ca. neun Kilometer bis Gibraltar, und wir besichtigen die Stadt per Fahrrad. Zuvor müssen wir aber die Grenzkontrolle durchlaufen, die sich unmittelbar vor dem Rollfeld des Flughafens befindet. Dort stehen überall Hinweise, man möge zügig weitergehen oder -fahren. Wenn ein Flugzeug startet oder landet wird die Grenze gesperrt.
In der Stadt selbst fühlt man sich tatsächlich wie in Großbritannien, wobei deutlich wird, dass nach wie vor sehr viele Tätigkeiten von Menschen aus “Europa” ausgeführt werden. Die Absurdität des Brexit ist wohl an wenigen Stellen deutlicher als hier.
Wir radeln bis ganz ans südliche Ende, wo am Leuchtturm Afrika schon zum Greifen nah ist, und gönnen uns dann anlässlich des Besuchs in UK Fish & Chips und ein Pint (bzw. ein halbes) im “Angry Friar”. Dort werden wir auch sofort in ein Gespräch mit einem netten Briten verwickelt. Man kann es wirklich nur bedauern, dass diese lustigen und freundlichen Menschen nicht mehr zu dieser tollen Gemeinschaft gehören wollten, aber wir sind froh, als wir wieder in der EU sind.
Morgen sehen wir dann erstmals den Atlantik, an dem entlang wir nun weiter durch Spanien, Portugal, wieder Spanien und Frankreich reisen werden.