Montenegro, Land mit gutem Musikgeschmack (11.-15.11.)

Von Shkoder bis zur montenegrinischen Grenze ist es nur eine dreiviertel Stunde zu fahren. Auf dem Weg dorthin geben wir noch unsere letzten Lek (Albanische Währung) an der Tankstelle aus - Diesel kostet übrigens genau so viel wie in Deutschland.

An der Grenze sind die Formalitäten in wenigen Minuten erledigt. Wie üblich müssen wir den Bulli öffnen, da er von außen nicht als Camper zu erkennen ist und die Offiziellen (hier: ein deutscher Frontex-Beamter) in der Regel vermuten, dass wir irgendwelche Waren, Drogen oder Flüchtende an Bord haben. Ein Blick auf Schlafsäcke, Fahrräder und Strohhüte hat aber bisher immer gereicht, um weitergewunken zu werden.

Wir passieren die Hauptstadt Podgorica und machen dann Mittagspause in Budva. Ich hatte irgendwo gelesen, dass Außenaufnahmen für James Bond/Casino Royale hier entstanden seien, dies ist allerdings wohl ein Mythos. Die kleine Altstadt - inmitten fürchterlicher Bettenburgen - ist trotzdem den Besuch auf jeden Fall wert. Wir machen einen kleinen Spaziergang und bekommen guten Kaffee und Schokokuchen in einem netten Laden mittendrin. Hier stellen wir auch fest, dass Montenegro offenbar nicht so günstig ist wie Albanien. Und es gibt da offensichtlich noch jemanden mit ähnlichen Interessen… Außerdem hören wir überall Jazz, und zwar nicht nur “Fahrstuhl-Musik” - das erste Mal seit langer Zeit. Spannend!

Weiter geht’s nach Kotor, einer zauberhaften Hafenstadt mit einer tollen Altstadt und zentraler Lage in Montenegro. Dort bleiben wir für vier Nächte in einem Apartment mit Blick auf das Meer und die Altstadt, eine echte Empfehlung.

Abends spazieren wir in die Altstadt, die, wie so vieles, um diese Zeit nicht mehr voller Touristen ist. Aber Restaurants haben noch geöffnet und es ist auf eine gute Art lebendig. Wir bekommen Abendessen und einheimischen Wein in einer netten Weinbar (nicht unser letzter Besuch…), und auch hier wieder - aus diversen lokalen tönt Jazz. Was ist hier los? Ein Land mit gutem Musikgeschmack?

Am zweiten Tag kommen wir mal wieder dazu, eine kleine Radtour entlang der Küste zu unternehmen. Wir sind sehr begeistert von der Umgebung, aber wenig erfreut über die rasenden Autofahrer, die uns viel zu nahe kommen. Wie wir uns freuen, als wir ein paar in einer Polizeikontrolle wenige Kilometer weiter wiedersehen…

Für den dritten Tag planen wir eine Fahrt durch den Lovcen Nationalpark zum Mausoleum des Nationalhelden Petar II. Eigentlich wollen wir uns dafür einen Roller mieten, aber diese sind außerhalb der Saison nicht mehr zu bekommen. Statt dessen entschließen wir uns spontan, uns für einen Tag ein anderes Fahrzeug zu gönnen, mit dem die Serpentinen rund um Kotor leichter zu erklimmen sind, und nehmen einen kleinen roten Fiat 500 mit.

Die Fahrt ist toll und man hat klasse Ausblicke auf Kotor und die Umgebung. Am Mausoleums-Parkplatz angekommen muss man erst einmal etliche Stufen erklimmen, steht dann aber auf einem Gipfel mit einem phantastischen Blick, ein völlig surreales, aber spektakuläres Erlebnis.

Weiter geht es in den kleinen Ort Cetinje, wo an diesem Tag (dem 13. November) eine Art Feiertag zu sein scheint. Der ganze Ort scheint sich schick gemacht zu haben und in den Cafés und Restaurants zu sein. Erst als wir selbst einen Kaffee zu uns nehmen, können wir im WLAN ergoogeln, dass heute einem Massaker im Jahr 1941 gedacht wird - ein trauriger Anlass.

Weiter geht es am Nachmittag in den wenige Kilometer von Kotor entfernten Küstenort Tivat. Während Kotor eine “klassische”, gewachsene Atmosphäre hat, wurde in Tivat mit dem “Porto Montenegro” eine nagelneue, moderne, aber irgendwie gruselige Umgebung geschaffen - Luxusyachten, Luxusboutiqen, Luxusappartements, Luxusmenschen. Wir fühlen uns völlig underdressed, lassen es uns aber trotzdem nicht nehmen, ein überteuertes Eis zu essen und einen sehr anständigen Chardonnay zum Sonnenuntergang zu nehmen. Dann geht es aber schnell wieder auf der Küstenstraße nach Hause, wo wir uns heute selbst versorgen.

Am Sonntag ist es trübe, und wir machen “Haushaltstag” - Wäsche, Kramen, Computerzeugs… Am Abend wollen wir dann noch einmal in die Altstadt, und morgen früh fahren wir nach dem Packen weiter Richtung Kroatien. First stop: Dubrovnik.

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Dubrovnik, Mostar, Sarajewo - tolle Städte mit vielen Narben (15.-21.11.)

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Letzte Tage im Land der Skipetaren: Valbona und Shkoder